Samstag, 1. September 2007

Ein sam

So.
Da bin ich nun.
Einsamkeit ist etwas komisches.
Mal würgt sie einen wie eine Geisteskranke, mal kommt sie leise angeschlichen und tut so, als wär sie gar nicht da. Mal ist sie kuschelig und warm, dann wieder eiskalt und leer.
Einsamkeit - was soll ich nur von Dir halten, wenn Du Dich jedesmal anders gibst? So kann ich mir keinen Reim auf Dich machen. Du bist ein Vielgesicht. Ich werde nicht schlau aus Dir. Ich wünschte, ich hätte eine Warnmaschine, die Dein Eintreffen anmeldet. Dann könnte ich meine Sensoren ausfahren und ganz sorgfältig prüfen, wie Du dieses Mal aussiehst. Wenn ich diese Prozedur mit Geduld viele Male ausführte, könnte ich bestimmt einen Reim für Dich finden. Aber Du überraschst mich immer so, daß ich zu überrumpelt bin um Dir ins Gesicht zu sehen. Da muß ich meist erstmal überhaupt mit Dir fertig werden. Dir einen Stuhl zurechtrücken, Deinen Tee aufsetzen, mir überlegen ob ich überhaupt schon wieder Lust auf Deinen Besuch habe - grübeln wie ich Dich schnell und unbemerkt wieder los werden kann oder was auch immer. Manchmal würde ich behaupten, Du seist hinterlistig. Doch ich glaube, das stimmt gar nicht. Du bist ein stiller Gast, der meist ein wenig fragend vor sich hinblickt. Ich vermute Du bist einfach nur eine Leerstelle. Und so wie ich den überflüssigen Platz bemerke bin ich bemüht ihn zu füllen. Und je nachdem, wie ich mich fühle, gelingt es mir oder eben nicht - ich fülle Dich mit guten Dingen oder eben nicht. Oder ich lasse Dich einfach leer und mache mit meinem Blick auch eine Frage in die Luft.
So sitzen wir oft beieinander. Du und ich. Komm, ich reich Dir die Hand - mal sehen wo wir zusammen hinkommen - Du und ich. Laß die Ohren nicht hängen, ich nehm Dich mit. Immerhin kennen wir uns nun schon ziemlich gut.