Freitag, 11. April 2008

Fünf Gedanken

1)

Mit 249 km/h gleitet die Landschaft an ihr vorbei.
Die Panoramafenster des Bordrestaurants
wie bunte Vierecke an den Seiten des Wagons.
Geschlossenen Auges geniesst sie die Wärme auf ihrem Gesicht.

2)

Loslassen.
Nicht einfach, wenn man die Hände
erst einmal fest geschlossen hat.
Man bildet sich ein, man liesse los.
Wenn man dann jedoch auf die eigenen Hände blickt,
muss man feststellen,
dass sie nur umso fester zugepackt haben.

3)

Sie dreht sich auf die Seite.
Das Kissen riecht frisch und unwiderstehlich.
Sie zieht die Decke bis kurz unter die Nase nach oben.
Nie wieder aufstehen.
Zumindest für den Augenblick.

4)

Leihomas überfluten das Fernsehprogramm.
Einsame Omas auf der Suche nach Untertanen.
Kleinen rotbackigen mopsigen Kindern,
die ihren Nasenschleim großzügig auf den
gemusterten Müffelblusen der 80 jährigen verteilen.
So entsteht Glück.

5)

Mit ihm starb das Rätsel.

Er nahm es mit in sein Grab.
Ich brauche die Lösung nicht,
denn welchen Sinn hat es eine Lösung zu kennen,
deren Rätsel bereits erlosch?

Doch es gab eine Mitwisserin, die ihn verriet.
Aus Liebe und Sehnsucht nach Verständnis.
Nun sitze ich mit der Lösung, ohne das Rätsel.

Ich wünschte, sie hätte geschwiegen.

2 Kommentare:

mundanomaniac hat gesagt…

liebe vielschalige Zwiebel,

krautige Bedecktsamerin,

auf ein bilderreiches und

gedankenklares

neues Lebensjahr

mundanomaniac

mundanomaniac hat gesagt…

am 1. Juni war ich im Geiste hin und wieder bei der Zwiebel

mein Geschenk sind wieder Worte
am Ende meiner letzten Seite

in Wärme, mundanomaniac